Brauchen wir das für die Klausur?

Wer kennt es nicht? Kaum rückt die Klausurphase näher und die ersten fleißigen Studenten (soll es ja geben) beginnen mit den Vorbereitungen dafür, stellen sich mal wieder die gleichen Fragen:

Wo anfangen mit dem Lernen? Was ist wichtig? Und was kann ich getrost weglassen? Immerhin ist das Vorlesungsskript inzwischen lang genug, dass man genügend Einschlaf-Material für über ein Jahr hätte, ohne sich beim Lesen wiederholen zu müssen.

Doch wie zum Teufel weißt du bei einer Mathe-Vorlesung, was wichtig ist und (noch viel wichtiger!) was nicht?!

Auch meine Erfahrungen als Tutor und Nachhilfelehrer bestätigen, dass genau bei diesem Thema große Unsicherheit herrscht. Deshalb wird es höchste Zeit, dir hier meine 5 besten Tipps und Tricks zum Thema Prioritäten setzen vorzustellen:

  1.  Klein, aber oho – erstelle ein Inhaltsverzeichnis: Wenn du kein digitales Skript der Vorlesung hast, dann nummeriere unbedingt die Seiten deiner Vorlesung durch und erstelle dir anschließend ein eigenes Inhaltsverzeichnis! Je nach Professor musst du dafür manchmal sogar noch Überschriften nummerieren, damit du die Kapitel hast.
    Anschließend notierst du dir zu jedem Kapitel die Anzahl der Seiten, die dieses Kapitel umfasst! Denn: wichtige Kapitel haben natürlich mehr Seiten als unwichtige. Außerdem ist so ein Inhaltsverzeichnis super, um ein (zumindest ganz grobes) Gefühl für den roten Faden der Vorlesung zu bekommen. Das ist auch immer das erste, dass ich mache, wenn ich mich auf eine Klausur vorbereite.

  2. Wichtige und unwichtige Kapitel: In einigen Vorlesungen gibt es Kapitel mit sehr wenigen Seiten (sagen wir mal ca. 3). Diese sind oft ein Spezialthema, dass der Professor unbedingt erwähnen wollte (weil er es mag), dass aber meist nicht sehr wichtig (und meist auch sehr abstrakt) ist. Leider fällt mir aber sonst keine Regel ein, mit der man ganze Kapitel auslassen darf ;)
    Ansonsten gilt jedoch die Faustregel: Die ersten Kapitel behandeln das Grundvokabular, das du unbedingt beherrschen solltest. Und die späteren Kapitel bauen darauf auf und bilden meist die relevanten Klausurthemen. Doch zugegeben – das hilft dir wohl auch erstmal nicht weiter bei der Themenauswahl … daher jetzt was handfestes:

  3. Die Bedeutung von Satz, Korollar, Proposition, … kennen: Ganz wichtiger Punkt! Hier daher eine kleine Liste zur Orientierung:
    • Am wichtigsten sind natürlich erst einmal die Definitionen! Denn die bilden den Wortschatz der ganzen Vorlesung.
    • Danach kommt direkt alles mit einem wichtigtuerischem Namen: z.B. Hauptsatz, Fundamentalsatz, Satz von … *irgendwas*, Lemma von … *irgendwas*. Das liegt allein schon daran, dass man sich in der Klausur gut auf solche Namen beziehen kann (“Formulieren Sie den Satz von …” funktioniert besser als die Frage nach “Satz 4.6”).
    • Sätze sind meistens relevant und sollten nicht ohne weiteres ausgelassen werden.
    • Lemma / Proposition hingegen sind meist weniger wichtig, da sie lediglich auf einen späteren Satz vorbereiten. Ausnahme ist hier nur das bereits erwähnte Lemma von …*irgendwas*.
    • Ein wenig tricky ist es bei Folgerungen (auch Korollar genannt): Denn im Gegensatz zu Satz und Lemma sagt “Folgerung” nichts über die Wichtigkeit aus. Es kann also etwas wichtiges oder unwichtiges sein.
    • Beweise habe ich in den ersten Semestern generell erstmal vom Lernen ausgeschlossen, was vermutlich kein zu schlechter Rat ist.
    • Wie du dir denken kannst, sind Beispiele (auch die soll es ja wohl ab und zu geben…) auch nicht schlecht für den eigenen Lernprozess. Daher unbedingt anschauen!

  4. Die Priorität in der Vorlesung “heraushören”: Das ist etwas, das ich erst während meines letzten Jahres an der Uni gelernt habe und für unglaublich wertvoll halte! Wie du vielleicht weißt, konnte ich meist während der Vorlesung nicht zuhören, sondern war mit Abschreiben schon bedient genug. Jedoch habe ich irgendwann mal versucht, auf bestimmte Formulierungen zu achten, die einen Rückschluss auf die Wichtigkeit/Bedeutung zulassen: “Der folgende Satz ist eine Vorbereitung auf den Satz von …”, “Im folgenden Kapitel leiten wir eine Rechenmethode für … her.”, “… und damit haben wir nun unser Ziel erreicht, dass wir in folgendem Satz festhalten …”.
    Du merkst, in den scheinbar unwichtigen überleitenden Worten stecken enorm viele Informationen, die dir zumindest Aufschluss über die Wichtigkeit, wenn nicht sogar über die konkrete Bedeutung/Rolle eines Satzes, oder Lemmas, oder Beispiels etc. geben.
    Ich kann leider nicht aus Erfahrung beim Folgenden sprechen, doch wenn ich noch an der Uni wäre, würde ich folgendes versuchen: Tut euch mit anderen Studenten zusammen (mind. 2). Einer davon schreibt für alle anderen mit und die anderen hören nur zu und versuchen sich solche wichtigen Überleitungen zu notieren. Am Ende fügt ihr alles zusammen und diskutiert über die Notizen. Bei der nächsten Vorlesung könnt ihr ja wechseln, damit jeder mal mitschreiben muss.

  5. Wenn ihr schon keine Prioriäten vom Professor herausbekommt, dann sucht euch jemand anderen, der diese schon kennen müsste: Die “Nerds” eurer Vorlesung freuen sich bestimmt, wenn ihr sie um Rat fragt. Alternativ der Tutor/Übungsleiter/Nachhilfestudent oder einfach ein älterer Student, der die Vorlesung schon gehört hat. Die einfachste Formulierung wäre: “Kannst du mit uns vielleicht kurz durch Kapitel X gehen und kurz sagen, was davon sehr wichtig ist und was davon absolut unwichtig ist?” Und das natürlich für die gesamte Vorlesung machen.


Uff, das war einiges an Text! Ich hoffe jedoch, dass es dir ein wenig hilft. Lass mich wissen, wenn du die Methode von Punkt 4 ausprobiert hast, da wäre ich sehr neugierig ;)